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Brief an die Aktionäre

Dr. Cornelius Riese, Co-Vorstandsvorsitzender

Sehr geehrte Damen und Herren,

die DZ BANK Gruppe hat im ersten Halbjahr 2025 ein überaus erfreuliches Ergebnis in Höhe von 2,13 Milliarden Euro erzielt und damit das Vorjahresniveau deutlich übertroffen (1. Halbjahr 2024: 1,71 Milliarden Euro). Dieses Resultat unterstreicht die Leistungsfähigkeit und Resilienz unserer Institutsgruppe, insbesondere angesichts der weiterhin herausfordernden Rahmenbedingungen.

So prägten widersprüchliche Signale die deutsche Wirtschaft im ersten Halbjahr 2025. Trotz eines anfänglichen Optimismus und einer zunächst leicht positiven Entwicklung zu Beginn des Jahres blieb die konjunkturelle Lage angespannt. Die wirtschaftlichen Unsicherheiten – maßgeblich geprägt durch die Zollpolitik der US-Administration – wirkten sich jedoch dämpfend auf die Konsum- und Investitionsneigung aus. Im Gegensatz dazu zeigten sich die Aktienmärkte robust und ließen die Leitindizes neue Höchststände erreichen.

„Die DZ BANK Gruppe hat im ersten Halbjahr 2025 ein überaus erfreuliches Ergebnis in Höhe von 2,13 Milliarden Euro erzielt und damit das Vorjahresniveau deutlich übertroffen.“

Diese Entwicklungen spiegeln sich auch im Geschäftsverlauf der DZ BANK Gruppe wider. Die DZ BANK – Verbund- und Geschäftsbank wies in allen drei Geschäftsfeldern ein gutes Kundengeschäft auf. Eine erhöhte Nachfrage war insbesondere bei Projekt- sowie Export- und Handelsfinanzierungen zu verzeichnen. Trotz der Investitionszurückhaltung bei Unternehmen stieg das Kreditvolumen im Firmenkundengeschäft im ersten Halbjahr leicht. Infolge der Abwertung des US-Dollars war insbesondere der Bedarf an Währungsabsicherungen hoch. Auch der Absatz von Geldmarktprodukten bewegte sich in allen Kundensegmenten weiterhin auf einem guten Niveau. Im Kapitalmarktgeschäft war eine rege Emissionstätigkeit zu verzeichnen – unter anderem begleitete die Bank erneut Platzierungen relevanter supranationaler Institutionen. Das Transaction Banking zeigte positive Entwicklungen sowohl im Zahlungsverkehr als auch im Depotgeschäft. Neben dem guten Kundengeschäft kamen bei der Verbund- und Geschäftsbank darüber hinaus positive Effekte bei der Bewertung eigener Emissionen zum Tragen. In Summe steigerte sie ihr Halbjahresergebnis deutlich gegenüber dem Vorjahr.

Unterstützt durch die positive Entwicklung an den Aktienmärkten setzte sich bei der Union Investment das Volumenwachstum weiter fort. Bei der R+V Versicherung führten unter anderem steigende Beitragseinnahmen und ein moderater Schadenverlauf zu einem insgesamt sehr guten Ergebnis. Die DZ HYP wies bei steigendem Neugeschäft eine stabile operative Entwicklung auf. Bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall zeigt der Ergebnistrend wieder nach oben. Angesichts der sinkenden Zinsen stellte sich ein leichtes Wachstum in der privaten Baufinanzierung ein. Die DZ PRIVATBANK setzte ihre positive Geschäftsentwicklung fort und verzeichnete insbesondere im Segment des Private Banking ein deutliches Wachstum.

Konzernweit bewegte sich die Risikovorsorge auf einem unauffälligen Niveau. Lediglich in den konjunktursensitiven Geschäftsfeldern der Konsumentenfinanzierung sowie bei Kleinunternehmen und Gewerbetreibenden macht sich die Wirtschaftsschwäche bemerkbar. Dies spiegelt sich in der Risikovorsorge und der Ergebnisentwicklung der TeamBank und der VR Smart Finanz im ersten Halbjahr wider.

Die wesentlichen Ergebnisse im Einzelnen:

Der Zinsüberschuss der DZ BANK Gruppe ist auf 1,91 Milliarden Euro (1. Halbjahr 2024: 2,36 Milliarden Euro) gesunken. Das Vorjahr war in stärkerem Maße durch rechnungslegungsbedingte positive Effekte im Zinsüberschuss mit gegenläufiger Wirkung im Handelsergebnis beeinflusst. Das Kundengeschäft verlief insbesondere bei der Verbund- und Geschäftsbank gut. Der Provisionsüberschuss stieg auf 1,66 Milliarden Euro (1. Halbjahr 2024: 1,57 Milliarden Euro). Wesentliche Treiber hierfür waren der gute Fondsabsatz bei der Union Investment sowie höhere Provisionserträge im Transaction Banking der Verbund- und Geschäftsbank. Das Handelsergebnis lag mit 191 Millionen Euro deutlich über dem Vorjahr (1. Halbjahr 2024: minus 473 Millionen Euro). Das operative Kapitalmarktgeschäft bewegte sich auf dem guten Vorjahresniveau. Im Vorjahreszeitraum war das Handelsergebnis in stärkerem Maße durch Bewertungseffekte sowie rechnungslegungsbedingte Effekte mit gegenläufiger Wirkung im Zinsüberschuss belastet. Das Ergebnis aus Finanzanlagen belief sich auf minus 38 Millionen Euro (1. Halbjahr 2024: 12 Millionen Euro). Das Sonstige Bewertungsergebnis aus Finanzinstrumenten sank bedingt durch negative Bewertungseffekte auf 21 Millionen Euro (1. Halbjahr 2024: 112 Millionen Euro). Mit 766 Millionen Euro übertraf das Ergebnis aus dem Versicherungsgeschäft das Vorjahresniveau deutlich (1. Halbjahr 2024: 510 Millionen Euro). Die gute Beitragsentwicklung trug maßgeblich zu dem Anstieg bei. Zudem war eine bisher unauffällige Schadenentwicklung zu verzeichnen. Die Risikovorsorge belief sich auf 241 Millionen Euro (1. Halbjahr 2024: 206 Millionen Euro) und ist im Wesentlichen auf Zuführungsbedarf bei der TeamBank zurückzuführen. Die Verwaltungsaufwendungen bewegten sich mit 2,32 Milliarden Euro (1. Halbjahr 2024: 2,28 Milliarden Euro) auf dem Niveau des Vorjahres.

Mit einer harten Kernkapitalquote von 17,9 Prozent (31.12.2024: 15,8 Prozent) ist die DZ BANK Gruppe sehr gut kapitalisiert. Dies bestätigte auch der diesjährige Stresstest der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA).

Im Namen des Vorstandes möchte ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der DZ BANK Gruppe meinen Dank aussprechen. Ihr Engagement hat maßgeblich zu diesem hervorragenden Ergebnis im ersten Halbjahr 2025 beigetragen.

Trotz Zollabkommen zwischen den USA und Europa bleibt die wirtschaftliche Unsicherheit weiter hoch. Die anfallenden Zölle dürften sich negativ auf die deutsche Wirtschaft auswirken. Für das laufende Jahr prognostizieren unsere Volkswirte ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts um lediglich 0,1 Prozent. Vor dem Hintergrund des bisherigen positiven Geschäftsverlaufs und weiterhin robuster Aktienmärkte rechnen wir für das Gesamtjahr 2025 mit einem Ergebnis oberhalb von 3,0 Milliarden Euro.

„Als Partner des Mittelstands unterstützen wir die deutsche Wirtschaft dabei, den Wandel mitzugestalten. Deshalb investieren wir kontinuierlich in unsere Infrastruktur, innovative Lösungen und den Ausbau unserer Marktbearbeitung.“

Unbestreitbar befinden wir uns in einer Zeit tiefgreifender Veränderungen. Die über Jahrzehnte von den Vereinigten Staaten von Amerika federführend etablierte internationale Ordnung, die den globalen Handel und die Zusammenarbeit maßgeblich prägte, weicht einer neuen Normalität. Diese birgt für unsere exportorientierte deutsche Wirtschaft erhebliche Herausforderungen. Gleichzeitig eröffnen sich daraus auch Chancen für Innovationen und eine neue Führungsrolle Deutschlands und Europas. Die geplanten Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung sowie die Entschlossenheit und Anpassungsfähigkeit der hiesigen Unternehmen nähren die Hoffnung, dass es sich dabei um langfristig nutzenbringende Anstrengungen handelt.

Als Partner des Mittelstands unterstützen wir die deutsche Wirtschaft dabei, den Wandel mitzugestalten. Deshalb investieren wir kontinuierlich in unsere Infrastruktur, innovative Lösungen und den Ausbau unserer Marktbearbeitung. So können wir die Bedürfnisse unserer Kunden optimal erfüllen und gleichzeitig zum Erfolg der genossenschaftlichen Organisation beitragen. Ein Beispiel ist die strategische Weiterentwicklung unseres Auslandsgeschäfts: Wir stärken das Zusammenspiel über alle Geschäftsfelder der DZ BANK hinweg auch jenseits der Landesgrenzen und erweitern unsere Produktexpertise und Präsenz in relevanten Märkten, etwa in Asien. Erste Resultate zeigen sich bereits im Kapitalmarktgeschäft, wo wir unser Geschäftsvolumen mit institutionellen Kunden deutlich steigern konnten.

Eine weitere strategische Stoßrichtung ist der Zahlungsverkehr als Ankerprodukt für Unternehmens- und Privatkunden. Als einer der wichtigsten Akteure im europäischen Zahlungsverkehr ist es unser Anspruch, die Marktentwicklungen mitzugestalten. Die veränderte US-Geopolitik verdeutlicht dabei die Relevanz des Zahlungsdienstes „Wero“ für die Stärkung der europäischen Souveränität.

Ein besonderer Fokus liegt auch auf der Weiterentwicklung des digitalen Angebotsportfolios für die Kundengewinnung und -bindung. Angesichts der zunehmenden Datendominanz der BigTechs intensivieren wir unsere strategischen Bemühungen durch Zukäufe und die Vertiefung von Partnerschaften im Plattformgeschäft. Ein Bestandteil ist dabei der Ausbau des Ökosystems „Bauen & Wohnen“ durch die Bausparkasse Schwäbisch Hall. Über das genossenschaftliche Corporate Venturing Studio amberra investieren wir gemeinsam mit den Primärinstituten in das Bildungs-Start-up ubiMaster, das eine Brücke zu jungen Kunden schlägt. Mit der Beteiligung der DZ BANK am Kundenbindungsprogramm „MeinPlus“ wollen wir die Kundenloyalität durch Mehrwertangebote in der Region stärken. Die Übernahme des Kreditportals Compeon durch FinCompare stellt darüber hinaus eine wichtige Ergänzung unserer Finanzierungslösungen für den regional verwurzelten Mittelstand dar. Im Wertpapierhandel erweitern wir zudem die digitalen Angebote für Privatkunden. So planen wir nach einer erfolgreichen Pilotphase, in der zweiten Jahreshälfte allen interessierten Genossenschaftsbanken die Integration einer Krypto-Wallet in der VR Banking App zu ermöglichen.

Bei allen aktuellen Herausforderungen: Die DZ BANK Gruppe ist bestens aufgestellt – ertragsstark, gut kapitalisiert, mit umfassender Expertise im In- und Ausland, hoher Produktqualität und einer Systemkompetenz, die sich aus dem zweitgrößten Bankenverbund Deutschlands speist. Das gibt uns Selbstvertrauen, die Wachstumsgeschichte unserer Organisation fortzuschreiben.

 

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Cornelius Riese
Vorstandsvorsitzender